Kurz & aktuell

Demo: Wir haben es satt

Fragen an Jochen Fritz, Leiter der Kampagne „Meine Landwirtschaft“

 

Herr Fritz, die Kampagne Meine Landwirtschaft ruft mit 40 Trägern und weiteren Organisationen wieder zu einer Demo im Rahmen der Grünen Woche auf – warum ist das nötig?

 

Wir gehen erneut unter dem Motto „Wir haben es satt“ auf die Straße. Denn die Agrarpolitik der Bundesregierung hat ihre Ausrichtung auf eine Globalisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft noch nicht verändert. Auf der Demonstration am 21.Januar 2012 fordern wir von der Bundeskanzlerin „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Die Zeit ist reif, die bevorstehende EU-Agrarreform zu nutzen, um den bitter notwendigen Systemwechsel in der EU-Agrarpolitik einzuleiten. Deshalb müssen wir zur Demo wieder viele Menschen werden, denn es geht nicht um Proteste gegen Skandale, sondern wir sind eine starke Bewegung für eine bessere Agrarpolitik geworden. Erstmals ist Agrarpolitik Gesellschaftspolitik und die Agrarreform wird nicht mehr im Hinterkämmerchen in Brüssel entschieden. Diese Chance sollten wir nutzen. Dabei dürfen die Demeter-Bäuerinnen und Bauern nicht fehlen. Auf nach Berlin!

Hat denn die EU Kommission nicht Vorschläge zu einer ökologischeren und gerechteren Verteilung der Agrarmittel gemacht?

 

Wir freuen uns, dass mit dem Vorschlag von Kommissar Ciolos erstmals mit dem Greening und der Kappung eine neue Richtung in der Europäischen Agrarpolitik eingeleitet wird. Es ist wichtig, dass diese Instrumente verankert werden. Doch erstens sind diese Vorschläge nicht so weitreichend, dass sie Wirkung zeigen. Also heißt es nachbessern. Zweitens arbeitet die Bundesregierung stark daran, dieses „Reförmchen“ zu verhindern. Sie vertritt die Position der Agrarindustrie, die ein „Weiter so wie bisher“ intensiv forciert. Hier müssen wir aktiv werden.

Was ist die Stärke der Kampagne und der Demonstration? Was kann noch erreicht werden?

 

Wer letztes Jahr bei der Demonstration in Berlin dabei war, weiß: das war ein bewegender Tag. Erstmals war ein breites gesellschaftliches Bündnis für eine Neuausrichtung der Agrarpolitik auf die Straße gegangen. Vom Veganer bis zum konventionellen Bauern waren alle mit dabei. Wir haben es geschafft, die Menschen aus dem Bereich Anti-Gentechnik. Tierschutz, Verbraucher und Entwicklungspolitik zusammen zu führen. Es unterstützen jetzt schon über 40 Organisationen „Meine Landwirtschaft“. Natürlich unterscheiden sich die Forderungen. Doch trägt die Kampagne einen gesellschaftlichen Diskurs über die künftige Ausrichtung der Landwirtschaft in die Regionen, neue, unerwartete Bündnisse entstehen. Dieser Bauern-Bürger-Dialog sollte auch auf möglichst vielen Demeter-Betrieben stattfinden Die Kampagne “Meine Landwirtschaft“ ist ein zartes Pflänzchen, mit der Anlage, etwas Großes zu werden. Wir sollten die Chance nutzen, 2012 gemeinsam aktiv auf die Abgeordneten des EU-Parlaments und die Bundesregierung einzuwirken. Ich bin überzeugt, dass es gelingen kann, das Zeitalter der industriellen Landwirtschaft zu beenden, genauso wie das der Atomkraft. Wir können viel erreichen, deswegen lohnt es sich, am 21.Januar 2011 auf die Straße zu gehen. Wir sehen uns in Berlin.