Kurz & aktuell

Entwicklung braucht kleinbäuerliche und ökologische Landwirtschaft

Nikolai Fuchs, Nexus Foundation, zum aktuellen UNCTAD- Bericht

 

Herr Fuchs, die Handels- und Entwicklungskonferenz der UNO warnt in ihrem aktuellen Bericht, in dem Sie Co-Autor sind, vor einer Krise in der weltweiten Landwirtschaft. Wel­che Probleme und Folgen sehen Sie und die rund 60 weiteren Experten?

 

Versteppung, Versalzung, Erosion, Degeneration der Böden und – auch von der Landwirtschaft – ein massiver Beitrag zum Klimawandel. Der „UNCTAD Trade and Environment Review 2013“ hat den Titel: „Wake up before it is too late“ – er ist eine Warnung an die Regierungen und alle anderen Akteure, endlich umzusteuern. Die Folgen, wenn nicht auf eine „resiliente“, also eine auf fruchtbare Böden ausgerichtete Landwirtschaft, umgestellt wird, werden dramatisch sein – für die Hungernden, aber auch die Umwelt. Die jetzigen Flüchtlinge aus Afrika nach Europa werden nur die Vorboten von zuletzt großen, auch Sicherheitsrisiken sein.

 

Der Bericht plädiert für eine Abkehr von der monokulturgeprägten Intensivlandwirtschaft und für eine Stärkung von Kleinbauern, warum?

 

Monokulturelle Intensivlandwirtschaft ist nur scheinbar effizient – sie verlässt das Eingebettet-Sein in natürliche Zusammenhänge und braucht somit viele chemische Inputs zur Stabilisierung. Inputs sind aber energieintensiv, was wieder auf das Klima schlägt. Daneben geht diese Wirtschaftsform massiv auf Kosten der Biodiversität. Kleinere landwirtschaftliche Strukturen sind häufig produktiver und effizienter. Daneben geben sie Menschen auf dem Land eine Perspektive. Es geht aber nicht um die Romantisierung eines ansonsten harten Landlebens. Der Bericht empfiehlt eine „ökologische Intensivierung“, d.h. eine agrarökologische Ausrichtung. Das beinhaltet vor allem eine Diversifizierung, des Anbaus und der nachgelagerten Bereiche.

 

Was heißt das für den Handel und die Weltmarktorientierung der heutigen Landwirtschaft?

 

Die Landwirtschafts- und Ernährungsmärkte haben von ihrem Wesen her ein regionales und lokales Rückgrat. Der Bericht sagt nicht „kein Handel“. Er sagt jedoch, dass die wesentlichen Ernährungsbedürfnisse, dort, wo angemessen zu erzeugen ist, in erster Linie regional, befriedigt werden sollten. Was vielen hier in Europa als ein relativer normaler Gedanke vorkommt – die EU verhält sich in ihren Außenbeziehungen jedoch häufig anders – ist für die WTO gar nicht selbstverständlich. Dort verfolgt man noch die Linie, so viel wie möglich dort produzieren, wo es am billigsten möglich ist, und es danach über die Welt verteilen – ein Ansatz, der zuletzt in hoher Spezialisierung und Plantagenwirtschaft mündet. Zu diesem Ansatz zeigt der Trade and Environment Review, der so erstmals von einer UN Behörde kommt, die Alternativen auf.

 

Fragen: Michael Olbrich-Majer

 

Der Bericht ist im internet zu finden: http://unctad.org/en/pages/PublicationWebflyer.aspx?publicationid=666