Kurz & aktuell

40 Jahre ABL

Interview mit Claudia Gerster, Demeter-Landwirtin auf dem Sonnengut bei Naumburg (Saale), und seit 23 Jahren aktiv in der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.

Liebe Frau Gerster, warum wurde die AbL gegründet?

Die AbL wurde 1973 von Bäuerinnen und Bauern gegründet, die sich als kirchlicher Bauernkreis zusammengefunden hatten, um Probleme in der dritten Welt zu diskutieren und infolgedessen begannen, über die Situation auf ihren Höfen nachzudenken. Damalige Fragestellungen wie faire Erzeugerpreise, gerechte Subventionsverteilung, und das Verhältnis zwischen Verbrauchern und Bauern sind bis heute hochaktuell. Den AbL-Pionieren war zu Beginn sicher nicht klar, welche enorme Kraft eine politische Interessenvertretung von Bäuerinnen jenseits des DBV hatte und wie wichtig die politische Arbeit für eine zukunftsgerichtete Landwirtschaft war und ist.

Wieso sind Sie beigetreten?

Meine persönliche Motivation, 1998 in die AbL einzutreten, begründet sich durch die Geschichte unseres Betriebes. Mein Mann und ich hatten 1994 einen Hof in den neuen Bundesländern gekauft und einen landwirtschaftlichen Biobetrieb gegründet. Wir hatten mit sehr viel Gegenwind zu kämpfen: Die umfirmierten ehemaligen Agrargenossenschaften duldeten es nur widerwillig, dass sich bäuerliche Betriebe wie der unsrige ansiedelten, die Agrarunternehmen aus den alten Bundesländern, die in unserer Region sesshaft wurden, kämpften mit allen Mitteln um stetigen Zuwachs von Flächen. Da wurde eine bäuerliche Betriebsgründung, bio­logisch bewirtschaftet, mit einem so divers gestalteten Betrieb wie unserem mit Weide­haltung, Direktverarbeitung und Vermarktung eher als Affront begriffen. In der AbL fanden wir Gleichgesinnte, die sich mit vielen Themen, die uns beschäftigten, auseinandersetzen. Themen wie z. B. Bodenpolitik und Landgrabbing in Ostdeutschland­, die fortwährende Auseinandersetzung mit alten und neuen Gentechnikverfahren, Recht auf Nachbau und viele weitere Themen hat die AbL in die Öffentlichkeit gebracht und arbeitet intensiv und kontinuierlich daran.

Wie wird das Jubiläum gefeiert?

Wenn die Corona-Maßnahmen es zulassen, ist eine Feier zur Mitgliederversammlung vorgesehen. Zudem ist Anfang September eine Aktionswoche auf den Höfen geplant.

Was ist das Anliegen heute?

Die AbL war in den letzten Monaten in der Zukunftskommission Landwirtschaft aktiv, aber auch in der Klimafrage ist sie in zahlreichen Bündnissen und bei Klageverfahren vertreten. Hier in Mitteldeutschland sind wir z. B. zum Thema Bodenpolitik aktiv unterwegs und streiten um ein Agrarstrukturgesetz, welches den Ausverkauf der Böden zukünftig verhindern soll.

Was bringt Ihnen als Bäuerin die AbL?

Wir haben sehr schnell erkannt, dass die Grundlagen, die es uns ermöglichen, zukunftsfähig und fair in jeglicher Hinsicht wirtschaften zu können, politisch erstritten werden müssen. Durch die Vernetzung und den persönlichen Kontakt mit anderen Bäuerinnen und Bauern, über Verbände- und Ländergrenzen hinweg bekam ich Kraft und Hoffnung, dass wir das schaffen können.

 

Fragen: Katrin Bader

Info: www.abl-ev.de