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Regionalwert Leistungen – Landwirtschaftliches Pilotprojekt NiSa
Interview mit Christian Hiß, Geschäftsführer der Regionalwert Leistungen GmbH
Lieber Christian, worum ging es in eurem NiSa-Projekt?
Die Ausgangsfrage war: Wie viel leistet die Landwirtschaft Niedersachsens für das Gemeinwohl Niedersachsens? Durch das Pilotprojekt, an dem sich 40 Betriebe ganz unterschiedlicher Betriebszweige und Bewirtschaftungsarten beteiligten, wurde eindrucksvoll sichtbar, welche Leistungen die landwirtschaftlichen Betriebe für die Nachhaltigkeit ihres Betriebes und das Gemeinwohl in einem Betriebsjahr bereitstellen. Bisher werden diese Leistungen ja erbracht, ohne dass sie in den betriebswirtschaftlichen Zahlen dezidiert sichtbar sind. Aber wer viel leistet hat einen höheren Aufwand und muss diesen auf die Produktpreise am Markt umlegen. Mit dem Projekt soll transparent werden, welche tatsächlichen Maßnahmen dahinter stecken.
Was sind eure wichtigsten Ergebnisse?
Die 40 Betriebe in Niedersachsen erhalten im Durchschnitt einen Nachhaltigkeitsgrad von 67 % und arbeiten somit nachhaltig. Ca. 150T EUR erwirtschaftet jeder Betrieb durchschnittlich an Nachhaltigkeitsleistungen. Dieser Wertvorschlag steht u. a. für die erbrachten Leistungen wie Blühflächen, Aus- und Weiterbildung, Klimaschutz und dem Tierwohl. 17 Betriebe wirtschaften ökologisch, 23 konventionell. Es zeigte sich, dass der Nachhaltigkeitsgrad nicht von der Betriebsgröße abhängt.
Unabhängig von den faktischen Ergebnissen ist das wichtigste Ergebnis, dass alle Landwirte, die sich beteiligt haben, sehr zufrieden mit der Methode und ihrer Auswertung sind. Die Ergebnisse würden zum Betrieb passen, auch wenn bei einzelnen Feldern Entwicklungspotenziale offengelegt werden. Der Aufwand der Durchführung steht in einem guten Verhältnis zum Nutzen, den der Betrieb durch die Auswertung hat.
Wie werden die Ergebnisse verwendet?
Gegenwärtig wird viel über die Schäden, die die Landwirtschaft an den Gemeingütern verursacht, geschrieben und gesprochen. Es wäre aus meiner Sicht zielführender über die positiven Leistungen der Landwirtschaft für das Gemeinwohl und den Schutz der Ökosysteme zu reden und ihre Bezahlung einzufordern, denn die Aufwände der landwirtschaftlichen Betriebe für das Gemeinwohl müssen bezahlt werden, sonst können sie nicht bereitgestellt werden.
Wie können sich unsere Demeter-Akteure beteiligen?
Demeter-Betriebe sollten ihre Leistungen offenlegen und gegenüber der Gesellschaft einfordern. Der Verband hat eine Aktion gestartet und alle Betriebe angeschrieben, mit dem Aufruf, bis Ende September die Leistungsrechnung durchzuführen. Jeder Betrieb erhält seine Auswertung für seine eigene Verwendung, die Gesamtergebnisse werden anonymisiert verwendet, um die Gesamtleistungen der Demeter-Betriebe öffentlich in die Politik und Gesellschaft zu kommunizieren. Gerade in den schwierigen Zeiten braucht es neue Vorgehen. Alle Informationen dazu kamen per E-Mail Anfang Juli an alle landwirtschaftlichen Demeter-Betriebe.
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