Kurz & aktuell

VII. Öko-Marketingtage in Kirchberg/Jagst

Der Biomarkt in der Polarität von Fachhandel und Discounter

Interview mit Klemens Fischer, Vorsitzender Beirat Akademie Schloss Kirchberg

 

Welche Marketingstrategien sind für die Bio-Branche zukunftsweisend?

Die Zeiten, als Bio per se ein Kaufmotiv war, sind vorbei. Immer weniger Menschen lassen sich nur mit der Moralkeule zum Kauf von Bio-Produkten motivieren. Besonders die junge Generation braucht eine andere Ansprache. Die Vorteile von Bio-Produkten sind zwar weiterhin erklärungsbedürftig, doch das muss auf eine Art und Weise geschehen, die verschiedene Konsumenten auf unterschiedlichste Art und Weise abholt. Der Wurm muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler!

Junge Käufer erreichen und binden – wie kann’s gehen?

Prof. Dr. Carolyn Hutter von der DHBW Heilbronn hat hierzu am ersten Konferenztag zahlreiche Fakten auf den Tisch gelegt. Nachhaltigkeitsthemen sind für junge Menschen ein Hygienefaktor. Sie streben vor allem nach Erfüllung und Spaß. Und obwohl ihnen Gesundheit wichtig ist, hat Bio bei dieser Generation ein Vertrauensproblem. Diese Herausforderungen müssen über richtig gute Kommunikation angegangen werden – und zwar auf den Kanälen junger Menschen wie TikTok und Co. Deshalb braucht die Bio-Branche auch mehr junge, marketingaffine, technologieoffene Menschen, die genau das umsetzen.

Wie können sich Herstellermarken profilieren?

Der Anteil der Bio-Handelsmarken beträgt laut Prof. Dr. Stephan Rüschen von der DHBW Heilbronn bereits 66,8 Prozent – Tendenz steigend. Die oft teureren Bio-Herstellermarken müssen daher einen klaren Mehrwert transportieren, wenn sie weiterhin bestehen wollen. Bisher haben sich viele Bio-Marken bei der Kommunikation vor allem auf Umweltschutz fokussiert. Dabei sind Gesundheit, Geschmack und Genuss mindestens genauso wichtig. Die Alleinstellungsmerkmale der Herstellermarken gilt es dann gekonnt zu kommunizieren. Marketing – Marketing! – Marketing!! – Marketing!!!

Wie können sich kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) in Zukunft behaupten?

Unternehmen wie Voelkel und Bauck zeigen, wie’s geht: Beide produzieren sowohl unter den Marken der Handelshäuser, haben aber auch richtig starke Eigenmarken mit einem frischen, individuellen Marketingmix. Vom Sport-Sponsoring bis zum Bio-Food-Truck auf dem Festival – gutes Bio-Marketing darf und muss sich mit den Marketingmaßnahmen konventioneller Hersteller messen! Auch in online-Shops schlummert noch viel ungenutztes Potenzial an Einkaufenden, die schon gut informiert sind und neues ausprobieren wollen.

Fragen: Katrin Bader

Weitere INFOS

Die Öko-Marketingtage im Schloss Kirchberg haben sich als führendes Branchentreffen der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft etabliert und bieten eine wertvolle Plattform für Austausch und Begegnungen quer durch die Wertschöpfungskette. Rund 200 Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und NGOs diskutierten im November 2024 im siebten Jahr infolge darüber, wie mehr Bio in den Regalen und auf den Tellern der Verbraucher:innen landen kann. Alle Informationen rund um die Veranstaltung finden Sie auf der Website der Öko-Marketingtage: www.oekomarketingtage.schloss-kirchberg-jagst.de