Schwerpunkt

Schweine im Mobilstall

Das Darumer Schweinemobil

In der Hühnerhaltung gibt es Mobilställe schon lange, nun haben wir uns ein ähnliches Konzept für Schweine überlegt: ein vollständiger Stall mit Witterungsschutz, Futter- und Wasserversorgung sowie stetem Zugang zum Freiland. Der Stall kann jederzeit auf eine neue Fläche gefahren werden, wo ein beliebig großer Auslauf ab­gesteckt werden kann.
 

Das Schweinemobil umfasst 15 m², welche in einen Ruhebereich sowie einen Aktivitäts- und Fressbereich aufgeteilt sind. Beide Bereiche sind mit offenen Tränkeschalen ausgestattet. Im Fressbereich gibt es eine große Futterrinne, die dank dahinterliegendem Futtersilo sehr gut für die Ad-libitum-Fütterung geeignet ist.

Im Fokus: Arbeitserleichterung und Komfort

Das große 3 m³ Futtersilo sowie ein 1.200 l Wassertank beinhalten einen gewissen Vorrat, der je nach Tierbesatz für mehrere Wochen hält. Durch die Ad-libitum-Fütterung entsteht kaum Arbeit, alternativ können die Schweine auch bedarfsgerecht von Hand gefüttert werden. Ein Stecksystem schafft flexible Abtrennmöglichkeiten im Stall, um kurzfristig Tiere zu separieren, z. B. zur Behandlung oder zum Sortieren. Auch ein Treibgang kann errichtet werden. Im Liegebereich dient eine auf Bodenhöhe angebrachte Klappe dem einfachen Ausmisten und Säubern des Stalls.

Der Stall ist für alle Schweinegruppen konzipiert – für Sauen und Ferkel bis hin zur Endmast. Dank einbaubarer Abweisstangen und Ferkelnest können die Sauen im Mobilstall problemlos abferkeln. Wir halten die Schweine im geschlossenen System: Eine Sau wirft ihre Ferkel im Liegebereich des Mobilstalls. Mit dem Ende der Säugezeit – bei uns nach acht Wochen – wird die Sau ab­gesetzt und kommt in den Sauen-Gruppenstall. Die Ferkel verbleiben im Geschwisterverbund zum Mästen im Stall, bis sie geschlachtet werden. Durch dieses Vorgehen haben wir relativ wenig Arbeitsaufwand und die Tiere geringstmöglichen Stress.

Schwierigkeiten mit Kälte o. ä. gibt es dank der gut gedämmten Ställe nicht. Der über dem Liegebereich montierte Wassertank sorgt für einen verkleinerten Luftraum, so dass die Sau den Stall durch ihre Körperwärme auch bei Minusgraden auf eine angenehme Temperatur heizen kann. Im Ferkelnest, welches einen gesonderten, geschützten Bereich schafft, können sich die Ferkel außerdem ins warme Stroh kuscheln. Zusätzlich sorgen Klimaklappen und Lamellenvorhänge für Wind- und Witterungsschutz. So kann das Schweinemobil ganz ohne zusätzliche Wärmequellen gemütlich bewohnt werden. Auch im Sommer ist es angenehm in den Mobilställen, ein großes Fenster sorgt für Luftaustausch im Stall. Die Schweine halten sich dann auch gerne im Schatten des Mobils draußen auf.

Mobiles System in Fruchtfolge integriert

Das Schweinemobil kann mitsamt des Tierbesatzes jederzeit versetzt werden, wodurch eine neue Auslauffläche für die Tiere geschaffen wird. Dies hat mehrere Vorteile: Der Boden wird – im Gegensatz zur herkömmlichen Freilandhaltung – wenig belastet, da er nur oberflächlich durchwühlt wird. Durch die kurze Verweildauer auf einer Fläche sinkt der Keimdruck. Die mobile Auslaufhaltung düngt den Boden direkt vor Ort und ermöglicht eine gute Auslastung der Flächen.

Zum Umsetzen der Schweinemobile schließen wir am Vorabend die Tür zum Auslauf. Dann kann einfach die Zugangsrampe hochgeklappt und der Stall an den Traktor gehängt werden.

Wir setzen die Mobilställe je nach Wetter und Bodenverhältnissen nach zwei bis sechs Wochen weiter. Bei nassem Wetter wird es mit unseren lehmigen Böden schnell matschig, dann ziehen die Schweine schneller weiter als im trockenen Sommer, wenn der Boden sehr fest ist. Nachdem die Schweine eine Fläche „beackert“ haben, wird dort gegrubbert und wieder eine Zwischen- oder Hauptfrucht eingesät.

Die Standortplanung gliedern wir dabei in die Fruchtfolge und planen jeden Monat einen Ackerabschnitt für die Schweine ein. Wir achten darauf, die Schweine auf eine bewachsene Fläche zu bringen, damit das Bodengefüge stabil ist. Die Schweinemobile stehen auf Zwischenfrüchten, abgeerntetem Getreide mit Untersaat, auf aufkeimendem Getreide nach der Ernte oder auf umzubrechendem Klee-Gras. Um möglichst einen festen Bewuchs zu haben, arbeiten wir viel mit verschiedenen Sommer- als auch winterharten Zwischenfrucht-Mischungen. Dadurch werden auch die Nährstoffe im Boden mobilisiert und Pflanzenverfügbar gemacht. Die Zwischenfrüchte werden teilweise vor den Schweinen noch von unseren Schafen beweidet. Wir nutzen Untersaaten, um mit möglichst wenig Bodenbearbeitung, besonders in den trockenen Monaten, ein stabiles Bodengefüge zu schaffen. Auch haben wir auf diese Weise nach der Ernte eine schnelle Begrünung und die Flächen sind schneller für die Schweine nutzbar. Hierfür schaffen wir auch frühe Erntezeitpunkte durch das Schneiden von Ganzpflanzensilage. Im Frühjahr nutzen wir Kulturen mit kurzer Vegetationszeit (z.B. Sommergerste) oder späten Aussaatzeitpunkten. Diesbezüglich experimentieren wir u.a. mit Buchweizen und Sonnenblumen. Nachdem die Schweine einen Acker beweidet haben, säen wir teilweise auch Druschfrüchte zu relativ späten, nicht optimalen Saatterminen.

Wir versuchen stets, einen zeitlichen und räumlichen Puffer einzuplanen, so dass die Schweine je nach Wetter schneller oder langsamer umgesetzt werden können. Dennoch kann es in den nassen Monaten auch schnell zu tiefem Schlamm kommen. Vor allem die großen Mastschweine haben ihren Auslauf schnell durchwühlt. Eine Übernutzung des Bodens zerstört dann das Boden­gefüge nachhaltig. Eine weitere Schwierig­keit ist, dass es im Herbst nach dem Fruchtfolge-Element „Schwein“ nach dem Umsetzen teil­weise zum Säen zu nass ist bzw. im Früh­jahr/ Frühsommer zu trocken für guten Pflanzen­wachstum.

Die Herausforderung hierbei ist es, flexibel zu sein und spontan auf die aktuellen Bedingungen zu reagieren. Experimentierfreude ist ebenfalls hilfreich, um die passende Fruchtfolge zu finden. Ein Vorteil der vielfältigen Kulturfolge mit häufiger und gleichzeitig schonender Bodenbearbeitung ist ein relativ geringer Unkrautdruck auf dem Acker.

Rechtliche Aspekte

Rechtlich gesehen handelt es sich bei der Mobilstallhaltung um Auslaufhaltung, da das Schweinemobil einen vollständigen Stall darstellt. Für Auslaufhaltung braucht es keine Genehmigung des Veterinäramtes, welches aber Auflagen zur Einzäunung macht. Im Regelfall handelt es sich hierbei um eine 1,5 m hohe engmaschige Umzäunung mit Untergrabeschutz oder stromführender Litze. Für die Umzäunung ist es sicherlich von Vorteil, arrondierte Flächen zu haben, die mit wenig Aufwand großflächig umzäunt werden können. Einen doppelten Nutzen haben die Zäune dann, wenn sie auch noch für andere Tiere genutzt werden können. Wir halten beispielsweise auf unseren Flächen auch Schafe. Jedes unserer Schweinemobile hat dann noch einen eigenen zweiten Zaun, welcher einerseits die Schweinegruppen voneinander trennt und andererseits die Anforderungen des Veterinäramtes erfüllt. Und sogar bei einer Aufstallungsverordnung, z.B. im Seuchenfall, ist der Mobilstall einfach in der Handhabung: Schweine rein, Klappe zu. Durch die großzügige Gestaltung, ein großes Lichtdach und Fenster ist es auch dann noch ein komfortabler Stall. Mit Stroh und anderen Beschäftigungsmaterialien ausgestattet können die Schweine sich hier gut aufhalten. Neben dem Veterinäramt ist, wie beim Bau jedes anderen Stalles auch, das Bauamt involviert. Hier kommt es sicherlich auf die jeweiligen Sachbearbeiter an, wie mit dem Schweinemobil als schwierig in Paragraphen einzuordnendes Bauwerk umgegangen wird.

Trotz einiger Herausforderungen lässt sich dank der mobilen Ställe eine auf den Standort angepasste, flexible und wirtschaftlich lohnende Tierhaltung umsetzen, welche gleichzeitig die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt und für die Verbraucher transparent ist. So kann Schweinehaltung auf eine ganz neue Art in einen vielfältigen und bodenscho­nenden Ackerbau eingegliedert werden.

Autorin

Anna Zeidler, Bioland-Betrieb Schlehbaumhof, www.schlehbaumhof.de

„Schweine im Freiland artgerecht halten und dabei möglichst angenehme Arbeitsbedingungen haben – das ist die Idee hinter den Darumer Schweinemobilen…“