Schwerpunkt

Biodynamischer Weinbau in Frankreich

Geschmack und Ökologie überzeugen

Noch in den 1970er Jahren steckte die biodynamische Bewegung in Frankreich in den Kinderschuhen. Wenige Bauern, deren Nachbarn sie für verrückt hielten, widmeten sich damals der biodynamischen Methode.

Autor: Jacques Fourès

Önologe, Berater für biodynamische Landwirtschaft, Ausbildung

www.bio-dynamie-foures.com

Im Elsass, nicht weit des biodynamischen Ursprungs, setzte eine ernsthaftere Entwicklung ein, dann war eine Verbreitung nach Süden und Osten zu beobachten; vom Burgund ausgehend bis ins Rhonetal, an die Loire und in den Südosten Frankreichs. Bordeaux, die Champagne und die Pyrenäenregion waren die Nachzügler. Unter den Biodynamikern gab es immer mehr Winzer. Die Bewegung der biodynamischen Landwirtschaft, die Fachleute und Gärtner zusammenbringt, hat Schulungen entwickelt und die Verbreitung und Veröffentlichung von Literatur unterstützt, die ein besseres Wissen über die Biodynamik ermöglichen. Demeter stellte die Zertifizierung der Praktiken und der Entwicklung der Marke bereit. Vom Ackerbau über die Bienenhaltung bis hin zu Viehzucht, Gemüseanbau, Obst- und Weinbau waren bald alle landwirtschaftlichen Bereiche vertreten.

Die anfangs langsame Entwicklung beschleunigte sich nach 2010. In den letzten Jahren sind wir von rund 300 schnell auf über 1.000 zertifizierte Betriebe im Jahr 2024 gewachsen. Das Wachstum erreichte 20 % pro Jahr. Zwei Drittel der zertifizierten Betriebe sind Winzer. Im Jahr 2021 gab es 621 zertifizierte Winzer und im Jahr 2023 dann 735. Etwa zehn Jahre zuvor gab es nur zweihundert Winzer. Dieses schnelle Wachstum erforderte eine zügige Anpassung an den Zustrom neuer Mitglieder in den Bereichen Schulung, Zertifizierung und Präparatearbeit. Die biodynamische Bewegung und Demeter mussten neue Führungskräfte einstellen und ausbilden. Wir sind mittlerweile von der händischen Kontrolle, bei der jeder jeden kannte, zu einer anonymeren Struktur übergegangen: Es war zwingend erforderlich, diese Kontrollen menschlicher zu gestalten.

Es gibt noch eine weitere biodynamische Winzerorganisation: Biodyvin, mit circa 200 Mitgliedern, von denen etwas mehr als die Hälfte eine Demeter-Zertifizierung hat. Eine Fusion der beiden Strukturen wird seit Langem geprüft, um die Zertifizierung in Frankreich zu vereinheitlichen.

Woher kommt dieses schnelle Wachstum?

Die Presse hat zum Erfolg biodynamischer Weine beigetragen, indem sie zahlreiche Verkostungen veröffentlicht hat, bei denen biodynamische Weine als Sieger hervorgingen. Auch der Trend zu einer saubereren und umweltfreundlicheren Landwirtschaft hat zu Umstellungen geführt. Das Engagement berühmter Weingüter wie Romanée Conti, den Vignobles Leflaive-und vielen anderen im Burgund, Château Pontet Canet, Palmer, Climens in Bordeaux zum Beispiel, aber auch namhafte Händler wie Chapoutier, Gérard Bertrand, Huet und anderen, dienten als Zugpferd und brachten viele Winzer zum Beitritt in die Bewegung.

Die biodynamische Bewegung hat regionale Verbände etabliert, die es möglich machen, näher an den Mitgliedern zu sein und für Interessierte Präparate- bzw. Einführungskurse oder Konferenzen zu organisieren. Der Austausch dieser Menschen mit Praktikern der Biodynamik hat viele Umstellungen bewirkt. Die guten gemeinsamen Mahlzeiten, begleitet von biodynamischen Weinen, überzeugten sie schließlich! Viele Betriebe, die bereits im ökologischen Anbau tätig waren und eine Weiterentwicklung des Umgangs mit Lebewesen anstrebten, haben ihren Weg in die Biodynamik gefunden. Einige konventionelle Winzer haben mit ihrer Umstellung auf Bio auch gleich mit biodynamischen Praktiken begonnen.

Die biodynamische Bewegung trug und trägt zu dieser Entwicklung bei, indem sie allen Teilnehmern ihrer Schulungen kostenlose Beratungsbesuche anbietet. Auf Wunsch kommt ein erfahrener Berater auf den Betrieb, um den Einstieg in die Biodynamik zu erleichtern. Dieser Berater begleitet die Bauern in der Anfangsphase und bleibt der Ansprechpartner, wenn Fragen auftauchen. Ein bisschen wie ein Pate. Dieser Ansatz half vielen Unentschlossenen, anzufangen und so wuchs die Zahl der Mitglieder rasant. Die Aufgabe des Beraters besteht auch darin, Neuankömmlinge zu ermutigen, sich von Demeter zertifizieren zu lassen. Häufig füllt er auch die ersten Zertifizierungspapiere aus. Er ermutigt Winzer, Demeter-Weine zu produzieren und sich nicht mit biodynamischen Trauben zufrieden zu geben. Die Demeter-Richtlinien machen den Winzern, die Trockenhefen und alle zugelassenen Zusatzstoffe gewohnt sind, oft Angst. Bevor sie ihre gesamte Produktion umstellen, testen sie meist ein paar Fässer, nach Demeter-Richtlinien ausgebaut, und sind dann oft von den Ergebnissen so überzeugt, dass sie komplett umstellen.

Biodynamik überzeugt im Produkt

Einige Umsteller verfügen bereits über Kenntnisse der Biodynamik und es fällt ihnen leicht, ihr Wissen zu vertiefen. Viele andere kommen aus unterschiedlichen Gründen: um die Biodynamik auszuprobieren, oft beeinflusst durch die Wirtschaftsweise der Nachbarn, aber auch aus kommerziellen oder Marketinggründen. Die meisten von ihnen haben an landwirtschaftlichen Schulen gelernt. Dort wird nicht über Biodynamik gesprochen oder wenn, dann eher skeptisch. Diese Menschen werden nur dann mit der biodynamischen Landwirtschaft in Kontakt kommen und sie ausprobieren, wenn wir mit ihnen auf landwirtschaftlich-fachlicher Ebene über unsere Art der Landwirtschaft sprechen. Glücklicherweise werden sie meist zu engagierten Mitgliedern, wenn sie die Ergebnisse auf ihrem Land, ihren Reben und in ihrem Wein sehen. Dann verfolgen sie den biodynamischen Ansatz viel weiter.

Es ist komplizierter, die Biodynamik bei Weingütern mit vielen Mitarbeitern einzuführen: Wenn der Wunsch, umzustellen, vom Management oder von den Eigentümern kommt, besteht die Schwierigkeit darin, die Person oder Personen zu finden, die die Biodynamik anwenden, die Reben beobachten und Entscheidungen treffen können. Tatsächlich sind diejenigen, die die Biodynamik auf den Weingütern eingeführt haben, selten in den Weinbergen praktisch tätig. Wir müssen auch die Leute einbeziehen, die die Präparate anwenden und alle Teams bis hin zu den Verkäufern, die, auch wenn sie den technischen Teil nicht kennen müssen, dennoch in der Lage sein sollten, ihre Kunden über die Bedeutung der Biodynamik richtig aufzuklären.

Biodynamik ohne Demeter-Zertifizierung

Viele bekannte Winzer wirtschaften biodynamisch, ganz oder teilweise, ohne Demeter-Anerkennung. Es gibt eine beträchtliche Anzahl von Produzenten, die keine Zertifizierung anstreben. Nur das Interesse an dieser Anbaumethode motiviert sie. Mittlerweile stellen wir eine Stagnation der Zertifizierungen fest. Dies ist auf eine Krise im Weinabsatz in bestimmten Regionen mit Überproduktion zurückzuführen, die zu einer Verarmung bestimmter Weingüter geführt hat. Das teilweise zu heiße und trockene oder zu feuchte Klima der letzten Jahre hat zu erheblichen Ernteeinbußen geführt und daher die Begeisterung für den ökologischen und biodynamischen Landbau in den betroffenen Regionen vorübergehend gebremst. Trotz allem gibt es jedes Jahr eine konstante Zahl neuer Mitglieder. Dieser Anstieg wird jedoch derzeit durch die entsprechende Anzahl von Weingütern, die durch Ausscheiden oder Verkauf verlorengehen, gedämpft, da das Durchschnittsalter der Biodynamiker hoch ist. Glücklicherweise sind viele „Neuankömmlinge“ jünger. Biodynamische Weine erfreuen sich weiterhin immer größerer Beliebtheit: Ihre Qualität ist anerkannt und Verbraucher fragen bei ihrem Weinhändler nach. Dieser Trend wird zweifellos neue Winzer dazu ermutigen, sich der Biodynamik zuzuwenden.