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Ökolandbau: gentechnikfrei ade?

Koexistenz mit AgroGentechnik – geht das? Und was ist der Preis? Von Unmöglichkeiten und unbeabsichtigten Effekten berichtet die Januarausgabe der Zeitschrift Lebendige Erde.

Mit dem Anspruch der Wahlfreiheit - Koexistenz - soll die AgroGentechnik in der deutschen und europäischen Landwirtschaft ermöglicht werden, obwohl sie nur einigen Forschern und Konzernen wirklich Nutzen bringt. Das wirft viele Fragen zu Regelungen im Alltag der Produzenten auf: Sicherheit und Abstandsregelungen, Kosten, Haftung etc. sind nach wie vor unklar. Nach welchen Kriterien? Nach welchen Machtverhältnissen?

 

Zweifel an der Praktikabilität der Koexistenz werden durch Studien aus der Schweiz unterstrichen: Bernadette Oehen vom FiBL stellt Ergebnisse vor, die angesichts der kleinräumigen Landwirtschaft Mitteleuropas starke Zweifel an der Wirksamkeit räumlicher Trennung wecken. Um die Höchstwerte an Verunreinigung mit GVO zu gewährleisten, braucht es einen Grenzwert im Saatgut von 0,1 %, rechnet Benedikt Härlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft vor. Dazu wären ausgewiesene gentechnikfreie Regionen erforderlich. Auf der Ebene freiwilliger Vereinbarungen gibt es sie bereits – 96 Regionen mit knapp 1 Mio. ha in Deutschland.

 

Öko-Lebensmittel werden teuerer dadurch, dass die Hersteller den hohen Aufwand tragen müssen, Verunreinigungen mit den Früchten der AgroGentechnik zu vermeiden. Das zeigt sich auch in unserem Portrait Tofuproduzenten Taifun - Life Food. Aber es gibt auch noch Möglichkeiten, wie z. B. den heimischen Sojaanbau.

Dr. Alexander Beck von der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller kommt zu dem Schluss, dass eine weitere Ausbreitung der AgroGentechnik die Öko-Lebensmittelbranche gefährdet. Mit dem Bioboom, dem jährlichen Umsatzwachstum von über 10% und jeweils Tausenden neuer Arbeitsplätze wäre es dann vorbei.

 

Dass die AgroGentechnik noch zuwenig von Pflanzen versteht, zeigen unbeabsichtigte Effekte bei transgenen Tomaten, auf die Ruth Richter und Dr. Johannes Wirz vom Forschungsinstitut am Goetheanum in der Rubrik Forschung hinweisen.

 

Warum also trotz breiter Ablehnung Gentechnik für Lebensmittel? Das fragt sich der Agraringenieur Nikolai Fuchs. Werden Zweifel wirklich ernst genommen? Was bedeutet der aktuelle Durchsetzungsprozess für unsere Gesellschaftskultur? Geht es eigentlich um Weltanschauungen? Gleichzeitig gerät die Öko-Forschung unter Beschuss - ein Interview mit Prof. Jürgen Heß, dem Dekan des Fachbereichs Öko-Agrarwissenschaften der Uni Kassel-Witzenhausen, weist auf die Hintergründe.

 

Trotz der weit verbreiteten künstlichen Besamung halten mehr als zwei Drittel der Demeter-Betriebe in Süddeutschland einen Stier für die Tierzucht. Das, aber auch die Probleme dabei zeigt eine aktuelle Untersuchung von Christoph Metz und anderen.

 

Lebendige Erde bietet außerdem regelmäßig sechs Seiten zum Hausgarten mit Arbeitskalender, eine Rubrik Kunst, sowie Aktuelles aus dem Demeter-Verband, Veranstaltungstipps, Buchvorstellungen und Erläuterungen zum Sternenhimmel. Eine Serie führt in Werke Rudolf Steiners ein, die Grundlagen des biologisch-dynamischen Landbaus.